Bestseller-Autor Karl Olsberg wirft in seinem neuen Hörbuch "Neopolis" einen Blick in die Zukunft.
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Die neue Serie spielt in Neopolis. Wie kann man sich diese Stadt vorstellen?

Karl Olsberg: Wie sich schon in ihrem Beinamen "Die Stadt aus Licht" andeutet, ist Neopolis eine "hybride" Stadt: Neben den Gebäuden, Fahrzeugen und Menschen gibt es noch eine virtuelle Ebene, ohne die man sich dort kaum zurechtfindet. Deshalb trägt jeder Bürger und Tourist permanent eine "Holobrille", die ihm den Weg weist, Türen öffnet, Autos lenkt und die Stadt in einen gigantischen virtuellen Freizeitpark verwandelt. Außerdem steht ihm ein "Dschinn" als ständiger virtueller Begleiter, Touristenführer und Spielgefährte zur Verfügung. Zudem ist Neopolis der kapitalistischste Ort auf der Erde, die einzige Stadt, die an der Börse gehandelt wird und deren Eigentümer auch die Gesetze festlegen.

Wie sind Sie auf die Idee dieser Stadt gekommen?

Olsberg: Neopolis basiert teilweise auf den realen Plänen für das Großprojekt "Neom", das der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman 2017 vorstellte. Natürlich habe ich diese Pläne weiterentwickelt und viel Eigenes hinzugefügt. Mir ging es darum, das Leben in einer Zukunft kritisch zu beleuchten, in der künstliche Intelligenz der menschlichen bereits weit voraus ist und man kaum noch zwischen Realität und Illusion unterscheiden kann.

Teil 1 der Geschichte spielt 2048. Wie sieht das Leben dann dort aus? Und kann uns ähnliches erwarten?

Olsberg: Neopolis ist keine "Zukunftsprognose", sondern eine in Teilen bewusst überzeichnete Dystopie. Trotzdem glaube ich, dass viele der geschilderten Ideen im Jahr 2048 Realität sein werden, von selbststeuernden Autos über Holobrillen bis zu künstlichen Intelligenzen, die uns besser kennen als wir uns selbst und die Idee einer Privatsphäre antiquiert erscheinen lassen. Gleichzeitig gibt es trotz aller modernen Technik immer noch ein Heer von Millionen ausgebeuteten Billiglohnarbeitern. Auch das halte ich für realistisch. Während man zum Beispiel Büro- und Fahrerjobs immer mehr automatisieren wird, wird es auf absehbare Zeit immer noch kostengünstiger sein, einen Menschen etwa Hotelbetten machen, kranke Menschen pflegen oder Haare schneiden zu lassen.

Sci-Fi Bücher boomen – was fasziniert so an dem Blick in die mögliche Zukunft?

Olsberg: Wir leben in einer Zeit, in der sich die technische Entwicklung immer mehr selbst beschleunigt und das, was heute noch Science-Fiction ist, schon in zehn Jahren Realität sein kann. Ein stinknormales Smartphone hat heute die Rechenpower des schnellsten Computers der Welt vor zwanzig Jahren. Viele Menschen fragen sich völlig zu recht, was da noch alles auf uns zukommt. Sci-Fi-Romane sind keine Zukunftsprognosen, aber sie können kritische Fragen stellen, über die wir heute dringend diskutieren müssen, damit wir die Antwort kennen, bevor das Problem tatsächlich eintritt.

Wie wichtig ist es Ihnen halbwegs realistische Szenarien zu entwickeln oder darf einfach fantasiert werden?

Olsberg: Wie schon gesagt, erhebt Sci-Fi-Literatur nicht den Anspruch einer realistischen Zukunftsprognose. Wenn man aber kritische Fragen über die Zukunft stellen will, sollte man auf dem Boden des zumindest prinzipiell technisch Machbaren bleiben. Auch wenn ich bei Neopolis einige Entwicklungen wahrscheinlich etwas schneller habe laufen lassen, als sie tatsächlich verlaufen werden, habe ich mich bemüht, das bereits am Horizont Erkennbare zu schildern, und nicht einfach drauflos fantasiert.