Bild nicht mehr verfügbar.

Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un wird sich jedenfalls freuen, dass "The Interview" nicht gezeigt wird

Foto: Reuters/KCNA

Die US-Bundespolizei FBI hat am Freitag das nordkoreanische Regime für den massiven Cyberangriff auf Sony Pictures verantwortlich gemacht. Bei dem Datendiebstahl seien Programme eingesetzt worden, wie sie auch im März 2013 von nordkoreanischen Angreifern bei Cyberattacken auf südkoreanische Banken und Medien verwendet worden seien. Die Ermittler hätten zudem Verbindungen zu Computerschädlingen gefunden, die von nordkoreanischen Hackern entwickelt wurden. Die Regierung in Pjöngjang hat jede Beteiligung verneint. Der Angriff sei entweder gemeinsam mit chinesischen Hackern oder durch chinesische Server erfolgt - welche Variante stimmt, lässt sich sehr schwer erheben.

US-Regierung: "Angemessene Reaktion"

Jedenfalls ist momentan noch unklar, welche Implikationen die Aussage der US-Spitze hat. Denn ein Regierungssprecher kündigte bereits am Donnerstag, als Nordkorea noch nicht offiziell als Täter genannt wurde, eine "angemessene Reaktion" auf die Vorgänge an. Das könnte etwa ein "Zurück-Hacken" durch die NSA bedeuten.

Die Staatsführung in Pjöngjang hat die Verantwortung für die Attacke zurückgewiesen. Nach Aussage von Flüchtlingen und Experten unterhält sie aber ein Heer von Hackern, die sich mit Cyberangriffen beschäftigen. Überläufer aus dem kommunistischen Land erklärten, der Sony-Angriff könnte ein Probelauf für Attacken auf Telekom- und Stromnetze anderer Staaten gewesen sein. Ziel sei letztlich, Südkorea und die USA zu treffen.

Wochenlange Erpressung

Die Hacker hatten von Sony gefordert, einen Film namens "The Interview" zurückzuziehen. Lange hatte sich Sony dazu geweigert: Trotz wochenlanger Erpressung und öffentlicher Demütigung durch das Verraten von Interna; hielt Sony an dem Film, in dem eine Persiflage von Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un ermordet wird, strikt fest. Als am Mittwoch allerdings mit einem "zweiten 11. September 2001" – also einem massiven Terroranschlag – gedroht hatten, wurde es dem Filmkonzern zu viel: Sony Pictures stellte es Kinoketten trotz abgeschlossener Verträge frei, den Film zu zeigen oder abzusagen.

Kinos streichen "The Interview"

Naturgemäß strichen daraufhin die größeren Kinoketten "The Interview" aus ihrem Programm. Sie befürchteten, dass auch Besucher anderer Filme aus Angst den Lichtspielhäusern fernblieben. Und das, obwohl US-Präsident Barack Obama seine Landsleute sogar aufforderte, sich über die Feiertage einen Kinofilm anzusehen. Dann zog Sony den Film endgültig ein, er soll womöglich nicht einmal auf DVD erscheinen.

Harte Kritik an Sony

Zahlreiche Hollywood-Stars wie George Clooney äußerten deswegen harsche Kritik an Sony. Man dürfe nicht vor einem diktatorischen Regime einknicken, so einige Wortmeldungen. Die Hacker haben auf die Absage bereits reagiert, laut Business Insider sollen sie Sony per E-Mail zur "weisen Entscheidung" gratuliert haben. Werde der Film aber doch veröffentlicht, drohe die "Zerstörung" von Sony.

Nordkorea-Bezug als falsche Fährte?

So wurde Sony anfangs aus finanziellen Motiven erpresst, erst nach einigen Wochen kam die Rede auf den umstrittenen Film. Laut BBC kämen daher genauso Hacker mit finanziellen Interessen oder Rachemotiven in Betracht – die mit dem Nordkorea-Bezug eine falsche Fährte legen wollen. (fsc/APA/Reuters, derStandard.at, 19.12.2014)