Die Spielenetzwerke PSN und Xbox Live waren erst der Anfang, nun will das Hackerkollektiv “Lizard Squad“ den Anonymisierungsdienst Tor angreifen. Die DDoS-Angriffe auf die Services von Sony und Microsoft wurden bereits eingestellt, mittlerweile versuchen die Hacker auch die Tor-Server in die Knie zu zwingen. So wurden laut The Verge tausende Knotenpunkte errichtet, über die der Datenverkehr des Netzwerks gelenkt wird. Das Tor Project sieht dies unterdessen noch gelassen. Trotzdem haben die Betreiber bereits erste Maßnahmen getroffen, indem die Knotenpunkte (Relays) entfernt wurden.

Lizard Squad

Anonymität in Gefahr

Problematisch an dem Angriff auf das Tor-Netzwerk ist es, dass dadurch möglicherweise die Anonymität einzelner Nutzer nicht mehr gegeben ist. Die Knotenpunkte dienen nämlich dazu, den Datenverkehr so zu verteilen, dass Tor-User nicht geortet werden können. Da "Lizard Squad" zwischen 3000 bis 6000 Relays in das aus rund 10.000 Knotenpunkte bestehende Gesamtnetzwerk geschleust hat, besteht prinzipiell die Möglichkeit den Datenverkehr einzelner Nutzer nachzuverfolgen.

Betreiber gelassen

In der Vergangenheit gab es jedoch bereits ähnliche Angriffe, weshalb die Tor-Betreiber die Situation besser einschätzen können. Ein Sprecher gab an, dass die "Lizard Squad"-Knotenpunkte gemessen an der Kapazität derzeit nur ein Prozent des Netzwerks ausmachen. “Wir erwarten keine Auswirkungen auf die Anonymität oder Leistung“, versicherte er.

XBox Live und PSN

Im Fall der Spielenetzwerke sieht es unterdessen deutlich besser aus. PSN und Xbox Live waren am Christ- und Stefanitag von einem Totalausfall betroffen. Microsoft gelang es, seine Dienste am Freitag fast vollständig wiederherzustellen. Nur Sony kämpft weiterhin mit den Auswirkungen der DDoS-Attacke. Hauptverantwortlicher für das Ende der Angriffe war Kim Dotcom, der den Hackern lebenslange Premium-Abos für seinen Cloud-Speicher-Dienst MEGA versprach.

Erstaunte Experten

Erstaunt zeigten sich die Experten, dass der Angriff derartige Konsequenzen hatte. "Es ist seltsam, dass die großen Konzerne, die derartige Attacken gewöhnt sind, nichts zu ihrem Schutz unternehmen", sagte der Chef des auf Computersicherheit spezialisierten Unternehmens Sifaris, Jean-Francois Beuze. Er vermutet, dass Sony und Microsoft möglicherweise bewusst auf den Medienrummel setzen, "damit diese Art von Attacken auf ihre Autoren zurückfallen". Tatsächliche sorgte der Ausfall der Konsolen für einige böse Kommentare frustrierter Spieler. (dk, derStandard.at/APA, 27.12.2014)