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Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter: Mag freies Bier, freie Software hingegen weniger.

Foto: APA / DPA

Die letzten Monate waren nicht unbedingt die erfreulichsten in der Geschichte des Limux-Projekts. Nach wiederholter scharfer Kritik aus dem Münchner Rathaus soll das Vorzeigeprojekt für Linux in der öffentlichen Verwaltung einer umfassenden Evaluierung unterzogen werden.

Vorfall

Nun folgt die nächste Erregung, die allerdings auch gut demonstriert, wie wenig rational die Diskussion zum Teil geführt wird. Ein tagelanger Ausfall des Mail-Servers schien für Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das Fass endgültig zum Überlaufen zu bringen, wie heise.de berichtet. "Da muss es technische Möglichkeiten geben, das zu verhindern", sagte Reiter erbost der "Münchner Abendzeitung" ("AZ").

Nur das Beste

Im selben Atemzug drohte der erklärte "Microsoft-Fan" auch gleich wenig verklausuliert mit Konsequenzen: Die Stadt investiere seit Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in die IT, da könne man sich nicht mit der zweitbesten Lösung zufriedengeben. Ein Statement, aus dem die "AZ" umgehend den Schluss zieht, dass das Limux-Projekt vor dem Aus steht.

Desktop != Server

Das Problem dabei: Der Mail-Server hat rein gar nichts mit dem Limux-Projekt zu tun. Dieses ist alleine für den Desktop-Bereich zuständig, die Server werden getrennt betreut. Auf Nachfrage von "Heise" sind aus dem Rathaus denn auch relativierende Aussagen zu vernehmen. So seien die Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen, an dem Ziel einer "ergebnissoffenen Bestandsaufnahme" werde nicht gerüttelt. Bleibt allerdings der Fakt, dass der Oberbürgermeister offenbar lieber zuerst zu den Lokalmedien läuft, bevor er in der eigenen IT den Ursachen nachgeht.

Konsequenzen

Unterdessen sieht sich Reiter auch aus Reihen des Personalrats der Stadtverwaltung unter Kritik. In einem Schreiben heißt es, dass all die "destabilisierenden" Statements kontraproduktiv seien. Was in der gesamten Diskussion ebenfalls übersehen werde, ist, dass beim städtischen Dienstleiter IT@M derzeit rund 20 Prozent der Stellen nicht besetzt seien. Wohl nicht zuletzt angesichts der aktuellen Diskussionen sei sogar eine regelrechte "Flucht aus der IT" zu bemerken. (apo, derStandard.at, 11.12.2014)