Zumindest Roboter legen noch Wert darauf, einen Blick ins Handbuch zu werfen.

Foto: Cornell University

Maschinen werden immer schlauer. Anstatt stur einer vorprogrammierten Tätigkeit zu folgen, tüfteln Wissenschaftler an Systemen, die in der Lage sind, sich selbst neues Wissen und Verhaltensweisen anzueigenen.

So auch ein Team an der Cornell University. Dort arbeitet man mit dem Roboter "Willow", der durch Sprachkommandos lernt. Freiwillige Helfer haben ihm nun beigebracht, wie man Kaffee macht.

"Robobarista" heißt das Projekt, das auf den Input durch Internetnutzer aus aller Welt setzt. Denn diese bringen ihm bei, wie er Gegenstände benutzt, die er noch nie zuvor gesehen hat. Durch den Vergleich mit bisher erlerntem ist Willow auch in der Lage, seine Handlungen zu extrapolieren.

Herausforderung Extrapolation

Wie dieses Konzept funktioniert, erklärt CNet anhand eines Toasters. Die meisten Menschen haben schon einige Modelle eines solchen Automaten bedient. Wird man mit einem neuen Gerät einer anderen Marke konfrontiert, stellt die Bedienung kein Hindernis dar. Bei praktischem jedem Toaster werden die Brotscheiben in Schlitze auf der Oberseite gesteckt, mit einem drehbaren Regler der gewünschte Bräunungsgrad eingestellt und anschließend ein Hebel nach unten gedrückt.

Was für einen Menschen intuitionsbedingt eine recht einfache Aufgabe ist, gestaltet sich für eine auf rein logisch-mathematischen Prinzipien basierende Maschine außerordentlich schwer. Sie benötigt eine große Menge an Daten, um eine solche Abwandlung zuverlässig vornehmen zu können.

Jaeyong Sung

Internetnutzer steuerten Wissen bei

Aus diesem Grunde griffen die Wissenschaftler zu freiwilligen Helfern. Internetnutzer sollten für Willow Objekte katalogisieren. Eine Aufgabe, der zahlreiche Menschen auch nachgekommen waren. Der Roboter war durch die Fülle an Datenmaterial schließlich in der Lage, die Bedienung einer Kaffeemaschine auf Basis eines englischsprachigen Handbuchs zu erlernen.

Den Befehl "Drücken Sie den Knopf herab, um heißes Wasser einzufüllen", bewog die Maschine dazu, nach einem Schalter zu suchen. Weil in seiner Datenbank ein ähnlich geformter Hebel eines Pissoirs eingetragen war, der ebenfalls nach unten gedrückt wird, konnte er diesen Schritt absolvieren. Auch den anderen Anweisungen konnte er durch erfolgreiche Abgleiche folgen und letztlich mit Erfolg einen Cafe Latte zubereiten - wenn auch noch deutlich langsamer als ein Mensch.

Lernwilliges Multitalent

Auch andere Tätigkeiten, etwa die Bedienung eines Saftspenders, beherrscht Willow bereits. Wer dabei helfen möchte, den Wissensfundus des Roboters zu vergrößern, kann sich über die Homepage des Projektes registrieren. Voraussetzung ist ein Rechner mit dedizierter Grafikkarte und einem WebGL-fähigen Browser. (gpi, 22.04.2015)

Jaeyong Sung