Rosenberger hat die Umsatztalfahrt gestoppt, versichert das neue Management.

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Wien – Rosenberger will bis spätestens 2018 den Sprung aus der Verlustzone schaffen. Gut zwei Jahre ist es her, dass das österreichische Raststättenimperium mit 800 Mitarbeitern und 19 Restaurants unters Dach zweier chinesischer Familien kam. Seit heuer führt der Coach und Kommunikationsberater Thomas Wollner das operative Geschäft. Er löste damit den langjährigen Vorstand Franz Groißenberger ab, der sich nunmehr um die Buchhaltung und gesamte Administration kümmert.

"Wir haben viel verändert und Rosenberger entstaubt", sagt Wollner dem STANDARD. Die Hälfte der Geschäftsleitung sei neu. Umsatzwachstum sei bisher noch keines möglich, doch die Talfahrt sei gestoppt und der operative Cashflow wieder positiv. Die chinesischen Eigentümer mischten sich, wie er betont, nicht ins Management ein.

2013 lag der Bilanzverlust der Rosenberger Restaurant GmbH bei drei Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten sanken von 19 auf 13 Millionen. Die gesamte Rosenberger-Gruppe inklusive der Tankstellen setzt laut Wollner rund 50 Millionen Euro um.

Weniger Standorte

Marktkenner halten Investitionen in die Standorte in der Höhe von bis zu 50 Millionen Euro für notwendig, sehen bisher aber wenig entsprechende Taten. Wollner weist das zurück. Erforderlich seien maximal sieben bis acht Millionen Euro, die in den kommenden Jahren auch fließen würden. Klar seien nicht alle Raststätten auf dem neuesten Stand, teilweise seien ihm dabei aber durch andere Eigentümer die Hände gebunden.

Rosenberger hat seit 2013 eine Raststätte geschlossen, eine weitere wurde an McDonald's verkauft. An den Verbliebenen will Wollner festhalten. Sein Ziel sei es, für die Kunden günstiger zu werden, was wiederum die Frequenz erhöhen sollte. Und er schließt den Schritt nach Deutschland nicht aus.

Hohe Verluste

Durch den Markt für Raststätten zieht sich in Österreich seit Jahren eine rote Spur der Verluste. Nicht selten seien Bankenschulden höher als die Umsätze, erzählen Un- ternehmenskenner. Das Minus für einige Häuser betrage teils bis zur Hälfte der Erlöse. Die Investitionen blieben enorm, aus Verträgen auszusteigen, sei kaum möglich.

Wer Raststationen an der Autobahn baut, tut dies bis auf wenige Ausnahmen auf Grund und Boden der Asfinag und damit der Republik Österreich. Sobald eine eröffnet, gehört sie der Asfinag. Baurechtsverträge gewähren je nach Investitionshöhe Betriebslaufzeiten von bis zu 30 Jahren. Die Umsatzpachten variieren im einstelligen Prozentbereich. Zu rigide Bedingungen sieht man bei der Autobahngesellschaft nicht. "Es wird ja niemand dazu gezwungen", erläutert ein Sprecher: "Der Bestbieter gewinnt die Ausschreibung."

"Unlauterer Wettbewerb"

"Leichter ist es nicht geworden – wir kämpfen vor allem an der Südautobahn", sagt Anton Kothmiller, der vier Oldtimer-Standorte betreibt. Er sieht auch seine Raststätten in Gefahr, in die roten Zahlen abzurutschen. Damit dies nicht passiere, habe er vor wenigen Wochen die Reißleinen gezogen und eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs eingebracht.

Oldtimer hält den gesetzlichen Gebietsschutz für verletzt: Konkret durch die Asfinag-Rastplätze Leobersdorf und Triestingtal. Dort betreiben Unternehmer Shops für Autofahrer – ohne entsprechende Gewerbeberechtigung, sagt Kothmiller. Seinen Restaurants bringe das "schmerzliche Umsatzeinbußen". Bei der Asfinag wird das laufende Verfahren nicht kommentiert. Nur soviel: Man sei bemüht, Streit der Partner zu schlichten.

Tanz ums Häusel

Kothmiller sieht seine Branche nicht nur durch das wachsende Netz an Schwerpunktparkplätzen ins Abseits gedrängt: Der um 30 Cent höhere Spritpreis an Autobahnen im Vergleich zum Land sei unverhältnismäßig und vertreibe die Kunden. "Und dann noch die glorreiche Idee der WC-Gebühr." Kontraproduktiv sei diese, ärgert sich Kothmiller. Wie Mitbewerber Landzeit verlange auch er keine – was nichts daran ändere, dass seine Mitarbeiter rund um die Raststätten bald "nur noch in Schutzanzügen Rasen mähen können".

Die Österreicher haben das Rasten entlang der Autobahn erfunden, sagt Wolfgang Rosenberger, der seit der Trennung von der Rosenberger-Gruppe unter der Marke Landzeit 14 Restaurants führt. Er glaubt, dass zunehmender Verkehr den Bedarf daran weiter hoch hält. "Dennoch braucht es künftig bessere Rahmenbedingungen."

Stabile Umsätze

Landzeit verdiene Geld, versichert Rosenberger. Anders ließen sich Finanzierungen über die Banken auch nicht realisieren. Seine Umsätze seien stabil und definitiv höher als die Schulden, wischt er Zweifel manch Beobachter beiseite. Für ihn komme ein Verkauf des Betriebs weiter nicht infrage. "Ich bin Gastronom durch und durch."

Dass die Kunden in den vergangenen Jahren über weniger Geld verfügten, das treffe jede Branche, nicht nur seine, ergänzt Rosenberger. "Dennoch packt keiner in den Raststätten die eigene Lunchbox aus. Und die Leute fahren weiter durch Österreich auf Urlaub."

Die Nummer drei der Branche, Autogrill verbucht laut Bilanz seit 2009 durchgehend Verluste, rund 21 Millionen Euro in Summe. Nun wird dem Vernehmen nach der wenige Jahre alte Standort in Potzneusiedl geschlossen. Der mehrheitlich in Besitz der Familie Benetton stehende Konzern war für keine Stellungnahme erreichbar.

Kris Rosenberger, Rallye-Fahrer und bis zum Verkauf der Rosenberger-Kette ihr Chef, steigt nun in ein völlig anderes Geschäft ein. Er startet 2016 in Graz ein Motorradzentrum, erzählt er. "Reich wird man damit sicher nicht – aber in den nächsten 20 Jahren mach ich nur noch, was mir Spaß macht." (Verena Kainrath, 10.7.2015)