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Die internationalen Börsen stellen sich auf einen tiefroten Montag ein.

Foto: EPA/ROLEX DELA PENA

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Grafik: APA

Tokio/Peking/London – Die Angst vor einer ausgeprägten Wachstumsschwäche in China hat am Montag in Europa mehrere Hundert Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet. Die europäischen Finanzmärkte fielen auf den tiefsten Stand seit Monaten. Das entspricht einem Wert von mehreren hundert Milliarden Euro. Weltweit verzeichneten die Börsen zu Wochenbeginn heftige Kursverluste. "Wir sind mitten in einer Panikattacke, und China ist das Epizentrum", schrieben die Analysten von JP Morgan Cazenove in einer Studie.

Absturz beschleunigt

Der Absturz an den chinesischen Börsen hat sich am Montag noch beschleunigt und die Märkte in der gesamten asiatisch-pazifischen Region mitgerissen. Auch Europas Börsen konnten sich dem Sog nicht entziehen.

Viele Anleger hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Führung am Wochenende weitere Maßnahmen zur Stützung der Märkte ergreift, nachdem diese vergangene Woche elf Prozent verloren hatten. So wurde erwartet, dass die Notenbank mit einer Reduzierung der von den Banken geforderten Mindestreserven mehr Liquidität freisetzt. Dies blieb jedoch aus. Eine offizielle Erklärung, mit der Regeln für die Zulassung von Investitionen der Pensionsfonds am Aktienmarkt formalisiert wurden, blieb ohne spürbare Auswirkungen.

Notbremse hilft

Der Shanghai Composite Index und der Shanghai Shenzhen Index stürzten zeitweise rund neun Prozent in die Tiefe. Die Verluste wurden anscheinend nur durch die Notbremsregelung limitiert, nach der einzelne Werte nicht mehr als zehn Prozent pro Tag fallen dürfen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters waren 80 Prozent der Aktien in Schanghai und Shenzen bis auf das Limit gefallen. Viele Werte wurden vom Handel ausgesetzt.

In Sog der chinesischen Börsen trudelte die gesamte Region abwärts. Der MSCI-Index asiatischer Märkte außerhalb Japans verlor knapp fünf Prozent. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 4,6 Prozent niedriger bei 18.540 Punkten und damit unter der psychologisch wichtigen Marke von 19.000 Zählern. Das ist der größte Tagesverlust seit Juni 2013. Der breiter gefasste Topix verlor 5,86 Prozent auf 1480 Zähler.

Dax im freien Fall

Auch die Leitbörsen in Europa verzeichneten schwere Kursverluste. Der 50 führende Unternehmen der Eurozone umfassende Euro-Stoxx-50 rutschte am Nachmittag um 7,3 ab. Klare Verluste gab es auch in Frankfurt und London zu beobachten: Der DAX fiel um zwischenzeitlich über 7 Prozent, erholte sich aber zum Börsenschluss. Der FTSE-100 gab im Tagesverlauf um 5,75 Prozent nach. An der Wiener Börse verlor der ATX 4,77 Prozent und schränkte zu Börsenschluss so das Minus etwas ein. Stark zeigte sich hingegen der Euro.

Die New Yorker Börse hat am Montag angesichts der Kurseinbrüche in China mit beachtlichen Verlusten aber klar über dem Tagestief geschlossen. Der Dow Jones Industrial Index gab um satte 588,47 Punkte oder 3,58 Prozent auf 15.871,28 Einheiten ab, nachdem er kurz nach Handelsstart um beachtliche mehr als 1.000 Punkte bzw. mehr als sechs Prozent eingebrochen war.

Die Konjunkturschwäche in China wirkt sich auch auf die Rohstoffe und die diese exportierenden Schwellenländer aus. So fiel beispielsweise der Kupferpreis, ein Indikator für die globale Nachfragesituation, auf ein Sechs-Jahres-Tief. Der Ölpreis sank ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Den Volkswirtschaften der Schwellenländer, lange als Konjunkturlokomotiven der Weltwirtschaft gefeiert, geht der Dampf aus.

Panik an den Märkten

"Die Märkte sind in Panik", sagte Takako Masai, Chef der Research-Abteilung der Shinsei-Bank in Tokio. "Es sieht so aus wie bei der asiatischen Finanzkrise Ende der 1990er-Jahre. Die Anleger verkaufen jene Werte, die ihnen am riskantesten scheinen." Der Analyst Alex Kwok von China Investment Securities in Hongkong sagte: "Es ist schwer einzuschätzen, ob die Investoren überreagieren oder ob der Markt schon am Boden angekommen ist." Er verwies darauf, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten schwach blieben und die Stimmung der Anleger niedergeschlagen sei. (APA, 24.8.2015)