Das Bild zeigt ein Konzert der "Eagles of Death Metal" vom 10. November in Dublin

Seit mehr als 36 Stunden überschlagen sich die Nachrichten zu den Terroranschlägen in Paris. Vielen Nutzern fällt es – ebenso wie Journalisten – schwer, zwischen authentischen Augenzeugenberichten und Falschmeldungen sowie zwischen verifizierten Berichten und Gerüchten zu unterscheiden. Zahlreiche Menschen sorgen mit Fälschungen für Verwirrung, nicht immer steckt schlechte Absicht dahinter. Das Phänomen ist nicht nur auf das Internet beschränkt: Am Samstag sorgte eine Bombenwarnung gegen den Eiffelturm für Aufregung.

Screenshots gefälscht

Der französische Ableger von Buzzfeed hat einige der wildesten Gerüchte zu verifizieren versucht – und entdeckt, dass es sich um einfache Fälschungen und aus dem Kontext gerissene Meldungen handelt. So zirkulierte auf Twitter seit Freitag ein angeblicher Screenshot aus einem Forum, der die Anschläge schon am 5. November angekündigt hatte. Buzzfeed konnte den Originaleintrag allerdings ausfindig machen und stellte so fest, dass die entsprechenden Passagen nachträglich montiert worden sind. Der gefälschte Screenshot wurde zigtausende Male weiterverbreitet.

Fotos aus Kontext gerissen

Nach den Terroranschlägen wurden außerdem eine Vielzahl von Fotos veröffentlicht, die Reaktionen auf die Angriffe zeigen sollen. Viele Bilder stammen allerdings aus dem Januar, als eine Attacke gegen einen jüdischen Supermarkt und das Satireblatt "Charlie Hebdo" stattgefunden hat. So stimmt beispielsweise nicht, dass der Eiffelturm schon am Freitag seine Lichter als Zeichen der Solidarität ausgeschaltet hat – die Bilder stammen aus dem Januar, außerdem verschwindet der Eiffelturm ohnehin jeden Tag um ein Uhr nachts im Dunkeln.

Konzertfotos aus anderen Auftritten

Auch Fotos aus der "Bataclan"-Konzerthalle, die den Auftritt der Band "Eagles of Death Metal" zeigen sollen, stammen zum Großteil aus früheren Auftritten. Ein besonders oft zirkuliertes Bild wurde etwa tatsächlich am 10. November in Dublin aufgenommen.

Das Bild wurde tatsächlich bereits am Dienstag aufgenommen

Andere Nutzer verbreiteten ein Foto, das eine Solidaritätskundgebung deutscher Bürger zeigen soll – das Bild wurde jedoch im März bei einem "Spaziergang" der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung aufgenommen.

Keine Solidaritätskundgebung, sondern ein Pegida-Rundgang

Polizei warnt vor Gerüchten

Die französische Polizei hat bereits am Freitag davor gewarnt, ungeprüft Berichte aus sozialen Netzwerken weiterzuverbreiten. So machten sich Nutzer in Eigenregie daran, die Attentäter zu identifizieren. Ein Vorgang, der bereits nach dem Terroranschlag in Boston 2013 für Entsetzen gesorgt hat. Damals beschuldigten Nutzer der Plattform "Reddit" einen Unbescholtenen, den Terroranschlag durchgeführt zu haben.

Das Bild stammt tatsächlich von vergangenem Januar

Selbst von den Behörden bereits bestätigte Informationen können trügerisch sein: So gibt es laut US-Geheimdiensten zahlreiche Indizien dafür, dass jener syrische Pass, der neben eines toten Attentäters gefunden worden war, gefälscht sei. Auch wenn der Drang, schnell informiert zu werden, bei solchen Ereignissen groß ist, sollten Meldungen also mit Vorsicht betrachtet werden. (fsc, 15.11.2015)