Fremdenfeinde warnen vor der "Moschee am Karlsplatz" – und erkennen die Satire nicht.

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Wer nur einen flüchtigen Blick auf den Karlsplatz wirft und nicht ortskundig ist, könnte die Karlskirche wohl tatsächlich mit einer Moschee verwechseln. Das ist kein Zufall: Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach soll sich beim Bau der ab 1716 errichteten Kirche an der Hagia Sophia – einst eine christliche Kirche, ab 1453 eine Moschee – und der Süleymaniye-Moschee in Istanbul orientiert haben. Doch auch "heidnische" Einflüsse gab es, etwa die Trajanssäule in Rom. Kurzum: Die Karlskirche zeigt, wie sich auch Architektur für religiöse Bauten von fremden Kulturen beeinflussen ließ.

Satirebeitrag wird auf Hetzseiten viral

Über die äußerliche Ähnlichkeit der Karlskirche mit einer Moschee zu scherzen ist wahrhaft nichts Neues. Für einen Satirebeitrag zum Wiener Landtagswahlkampf holte "Die Tagespresse" den Running Gag allerdings wieder aus der Witzkiste, um "Strache will Moschee am Wiener Karlsplatz abreißen" zu titeln. Fünf Monate später geschieht Absurdes: Plötzlich entdecken fremdenfeindliche Gruppen auf Facebook den Beitrag – und nehmen ihn für bare Münze.

"Wer baut so einen Scheiß in Österreich?"

So ist die Meldung plötzlich in zahlreichen Facebook-Gruppen zu finden, die meistens rassistische oder fremdenfeindliche Beiträge verteilen. Zu nennen sind etwa "Unsere Werte, unsere Heimat" oder "Asylmissbrauch STOP St. Pölten". Und siehe da: Ein großer Teil der Nutzer glaubt den Beitrag und nutzt ihn für hetzerische Äußerungen. "Dieser Bau gehört einfach weg der passt nicht in unsere Gesellschaft und wer baut überhaupt so einen Scheiß in Österreich", schreibt ein Nutzer. Ein anderer stellt kritisch die Frage nach "Geldern, mit denen diese Moschee gebaut worden ist". "Wer das genehmigt hat, gehört sofort gefeuert", schreibt ein anderer Nutzer.

"Sprengung!!"

Auch hetzerische Töne gesellen sich dazu. So schreibt ein Nutzer, man sollte die vermeintliche Moschee "niederbrennen so wie sie es mit unseren Kirchen machen". Ein anderer fordert die "Sprengung!!". "Wennst was bewirken willst, dann lass Taten sprechen und nicht so viele Worte", fordert ein Mitglied der Gruppe. Andere Nutzer, welche die Karlskirche erkennen, warnen ihre Mitposter daraufhin, dass "Grüne/Antifa" die Menschen mit solchen Meldungen "verwirren wollen". (fsc, 13.12.2015)