Österreichs Arbeitslosenquote im April 2016.

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Wien – Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich im April erneut gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 1,1 Prozent mehr Menschen ohne Job. Während die Zahl der beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen um 0,5 Prozent auf 353.874 stieg, kletterte die Zahl der Schulungsteilnehmer um 4,3 Prozent auf 70.823. Die Arbeitslosenquote lag nach nationaler Definition bei 9,1 Prozent und damit auf Vorjahresniveau.

Deutlich mehr Jobs

Trotz der weiter steigenden Zahl an Arbeitslosen gab es per Ende April aber auch positive Zeichen auf dem Arbeitsmarkt: Einerseits waren beim AMS mit plus 42,1 Prozent deutlich mehr offene Stellen gemeldet (insgesamt 39.359). Seit Jahresanfang wurden 161.725 offene Stellen gemeldet, das ist eine Zunahme um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr, erklärte AMS-Chef Johannes Kopf.

Andererseits gab es 1,5 Prozent beziehungsweise 52.000 mehr unselbstständig Beschäftigte. Saldiert haben somit immerhin 96 Prozent der 54.000 Personen, die neu auf den Arbeitsmarkt kamen, einen Arbeitsplatz gefunden. "Das Beschäftigungswachstum hält mit dem Arbeitskräfteangebot besser mit als in den vergangenen Jahren", bestätigt auch Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Gespräch mit dem STANDARD.

Langzeittrend zur Teilzeit

Laut Sozialministerium sind die neu geschaffenen Stellen zum überwiegenden Teil Vollzeitarbeitsplätze. Vor allem diese Entwicklung überrascht, waren die hinzukommenden in den vergangenen Jahren doch nur zu einem geringen Anteil Vollzeitjobs. Deren Zahl stagniert laut Statistik des Sozialministeriums seit 2010 mit leichten Schwankungen um die 2,6 Millionen. Ganz anders die Entwicklung bei Teilzeitstellen: Hatte deren Zahl im Jahr 2010 noch rund 870.000 betragen, so lag sie im Vorjahr erstmals knapp über der Millionengrenze. Bei der Verschiebung der Arbeitszeitgewichte handelt sich also weniger um einen Abbau der klassischen 40-Stunden-Jobs als um einen Zuwachs an Teilzeitstellen.

Das Sozialministerium wertet auch die rückläufige Jugendarbeitslosigkeit (minus 3,8 Prozent) und einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit bei Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft (minus 0,7 Prozent) als Zeichen für eine allmähliche Erholung der Wirtschaft. Bei Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft nahm sie dagegen um 3,8 Prozent zu. Dies ist vor allem auch auf die steigende Zahl von arbeitslos vorgemerkten Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten zurückzuführen. Aktuell sind 23.482 Flüchtlinge arbeitslos oder in Schulungen des Arbeitsmarktservice.

Rückgang in Männerdomänen

Nach internationalen Maßstäben beträgt die aktuelle Arbeitslosenquote 5,8 Prozent. Österreich liegt damit in der Europäischen Union an fünftbester Stelle, der EU-Durchschnitt beträgt 8,8 Prozent.

Während die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Frauen im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent zunahm, ist sie bei den Männern mit minus 0,7 Prozent leicht rückläufig. Hierzu trägt vor allem die relativ gute Entwicklung der männerdominierten Branchen bei. So hat die Arbeitslosigkeit im Bauwesen um 8,8 Prozent abgenommen, in der Arbeitskräfteüberlassung um 3,7 Prozent und in der Warenproduktion um 2,9 Prozent. Im Handel (plus 2,4 Prozent) sowie im Gesundheits-und Sozialbereich (plus 4,6 Prozent) blieb die Zahl jedoch weiter ansteigend.

Warmer Winter war hilfreich

Alles in allem zeigt sich AMS-Chef Kopf optimistisch und ortet eine Konjunkturverbesserung: Insbesondere die Baubranche zeige eine höchst erfreuliche Entwicklung, positiv sei auch der Rückgang im vielfach exportorientierten Warenproduktionsbereich.

Ähnlich Arbeitsmarktexperte Mahringer. Er warnt zwar vor übereilten Schlüssen auf Basis relativ ungenauer Monatsdaten, weist aber darauf hin, dass bereinigt um saisonale Schwankungen – im Winter liegt die Zahl der Arbeitslosen deutlich über jener im Sommer – schon seit rund einem Jahr kein weiterer Anstieg der Arbeitslosenquote zu verzeichnen ist. Der warme Winter hat sogar dazu geführt, das die Quote zu Beginn des Jahres saisonbereinigt erstmals seit fünf Jahren leicht zurückgegangen ist. (APA, smo, 2.5.2016)