Zahlreiche Spieler sind einem Scherz des "Postillon" aufgesessen. Pantimos wäre das nicht passiert.

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Es kommt immer wieder vor, dass Artikel von Satireseiten wie "Tagespresse" oder "Vienna Telegraph" von vielen Lesern für bare Münze genommen werden. Das Kunststück ist nun einmal mehr dem deutschen "Postillon" gelungen. Dort hieß es, das derzeit boomende Smartphone-Game "Pokémon Go" würde bald kostenpflichtig werden, was für einige Aufregung sorgte.

Ab 6. August, also einen Monat nach dem Start des Spiels, solle die Monsterjagd nur noch gegen eine Abogebühr von 12,99 Euro pro Monat möglich sein, so der Text. Mit den Nutzungsbedingungen hätten die Spieler diese Änderung auch schon akzeptiert, sodass der Betrag jedem Spieler dann automatisch verrechnet würde.

Pokémon-Verteiler auf Motorrädern

Dabei bezog man sich auf eine angebliche Pressemitteilung, in der die Entwickler Niantic die Gründe für Änderung erklären. Dort wird, so man den Artikel auch bis zu dieser Stelle aufmerksam liest, auch ersichtlich, dass es sich um Satire handelt. Denn neben den Entwicklungskosten sollen mit dem Geld auch "über 1.000 Pokémon-Distributors" bezahlt werden, die auf Motorrädern durch Stadt und Land fahren, um die kleinen Monster in der Spielwelt zu platzieren.

Dennoch wurde die Meldung oft in der Annahme weiterverbreitet, es würde sich um eine echte Ankündigung handeln. Selbst eine Anwaltskanzlei teilte den Artikel ohne entsprechendem Hinweis, dokumentiert Gamestar.

Das Phänomen ist freilich bekannt. Immer wieder machen im Netz Falschmeldungen die Runde, laut denen unentgeltliche Dienste wie Facebook oder Whatsapp demnächst nur noch gegen Bezahlung verfügbar seien.

Free2Play

Bei "Pokémon Go" setzen Niantic und Nintendo allerdings auf das Free2Play-Prinzip. Das Spiel kann kostenlos heruntergeladen werden, auch sämtliche grundsätzlichen Spielfunktionen sind gratis nutzbar. Spieler können allerdings bestimmte Features, wie etwa ein größeres Inventar, oder hilfreiche Gegenstände, gegen echtes Geld zukaufen.

Ersten Berechnungen zufolge konnte das Game schon in den ersten vier Tagen 14 Millionen Dollar einspielen. Zuletzt prognostizierten Marktbeobachter, dass der Titel in den kommenden ein bis zwei Jahren bis zu drei Milliarden Dollar in die Kassen von Apple spülen könnte. Der Techkonzern schneidet als Betreiber des iTunes-Stores bei Käufen von Spielern mit iOS-Geräten 30 Prozent mit. Bei Käufen auf Android-Geräten profitiert wiederum Google – ebenfalls mit 30 Prozent.

Angeblich offizielle Fanseiten locken mit Gewinnspielen

Neben Satireartikeln haben es auch unseriöse Fanseiten auf die "Pokémon Go"-Spieler abgesehen. Inoffizielle Fanseiten, die jedoch vorgeben, vom Anbieter zu sein, verbreiten auf Facebook Gewinnspiele, in denen unter anderem seltene Pokémon verlost werden. Diese Wettbewerbe sind freilich nicht echt und dienen den Hinterleuten, um ihre Fanzahlen zu maximieren und Daten abzugreifen.

Facebook und Niantic gehen gegen solche Angebote vor, die wahrscheinlich größte "Fanseite" namens "Pokémon Go Deutschland Official" wurde mittlerweile gelöscht. (gpi, 22.07.2016)