Mithilfe der Android-eigenen Analyse-Tools lassen sich die Probleme der Samsung-Software gut zeigen: Jedes Mal wenn die horizontale grüne Linie von einem Balken überschritten wird, wird ein Frame ausgelassen.

Foto: XDA Developers

An der Hardware aktueller Samsung-Smartphones gibt es wenig auszusetzen: Ein Bildschirm, der in der diesem Umfeld seinesgleichen sucht und eine Kamera, die hervorragende Aufnahmen liefert, werden von einem äußerst flinken Prozessor komplettiert. Doch die stärkste Hardware bringt wenig, wenn der Hersteller bei der Software patzt, und dass Samsung hier Schwächen aufweist, wurde bereits in den STANDARD-Test des Galaxy S7 und des Galaxy Note 7 erwähnt. Bei XDA Developers hat man sich diese Probleme nun näher angesehen – und kommt zu einem ziemlich harten Verdikt.

Vergleiche

Das Note 7 sei praktisch bei allen Alltagsaufgaben langsamer als andere Smartphones mit dem selben Prozessor wie etwa das One Plus 3 oder das HTC 10. Noch schlimmer: Das neue Samsung-Gerät werde auch deutlich von Googles Nexus 6P geschlagen, das bereits vergangenes Jahr vorgestellt wurde, und einen weniger leistungsfähigen Prozessor aufweist. Dabei handle es sich auch kein Problem mit einem einzelnen Note 7, man habe diese Defizite auf vier unterschiedlichen Geräten reproduzieren.

Die Probleme der Samsung-Software offenbaren sich dabei in verschiedensten Bereichen. So zeigt sich, dass das Note 7 beim Scrollen immer wieder einzelne Frames auslassen muss, was zu Mikrorucklern führt, die diesen Vorgang weniger "weich" erscheinen lassen. Aber selbst bei weniger aufwändigen Tasks als dem Scrollen, etwa der Animation, die beim Scannen nach verfügbaren WLANs dargestellt werde, müsse das Note 7 zum Teil Frames überspringen.

Hänger

Während all dies nur mit geschultem Auge sichtbar ist, zeigen sich die Defizite an einzelnen Stellen deutlicher. Dazu zählt etwa das Tippen mit der Tastatur, bei dem immer wieder einmal kurze Hänger auftreten. Der Launcher von Samsung neige ebenfalls zu kurzen Unterbrechungen beim Wechsel zwischen den Homescreens – auch wenn dies nicht mehr so schlimm sei wie bei früheren Ausgaben der Samsung-Software. Besonders deutlich würden sich die Probleme der angepassten Android-Variante beim Messenger Hangouts zeigen, der hier generell wesentlich langsamer agiere als bei anderen Android-Versionen. Ähnliches gelte für den Browser Chrome, bei dem sich die Samsung-Probleme auch in Benchmark-Defiziten niederschlagen. All diese Untersuchungen untermauert XDA Developers mit Bildern und kurzen Videos.

App-Start

In Zahlen kann man auch ein anderes Problem fassen: Die App-Startzeiten seien beim Galaxy Note 7 langsamer als beim HTC 10 oder dem OnePlus 3. Für diesen Test hat man 20 Kaltstarts von vier populären Apps (Chrome, Gmail, Play Store und Hangouts) gemessen, und addiert. Im Schnitt brauchte das One Plus 3 für die vier Apps 1,89 Sekunden, das HTC 10 benötigt 2,06 Sekunden während das Note 7 erst nach 2,86 Sekunden fertig ist.

Kosmetik statt Umbau

All die aktuellen Bemühungen Samsung die eigene Oberfläche zu überarbeiten – mit dem Note 7 wurde unter dem Namen "Grace UX" eine neue Version von Touchwiz eingeführt – scheinen sich also auf Kosmetik zu beschränken. Das gehe so weit, dass selbst das Honor 8 mit der extrem "schweren" Android-Oberfläche EMUI von Huawei in jedem einzelnen Test das Note 7 schlage.

Bei XDA Developers betont man, dass es nicht darum gehe, Samsung-Smartphones schlecht zu reden. Viel mehr hoffe man mit dem Bericht, Druck auf den Hersteller ausüben zu können, damit dieser seine Hausaufgaben mache, und diese Performance-Defizite endlich behebe. Immerhin sei gerade die Scroll-Performance für eine 850-Euro-Gerät, wie es das Note 7 ist, nicht akzeptabel. Vor allem, da diese Defizite seit Jahren bekannt sind.

Vergleich

Eine wichtige Anmerkung zum Schluss: XDA hat seine Tests mit der US-Version des Note 7 durchgeführt, die einen Snapdragon 820 als Prozessor verwendet. Die europäische Version nutzt hingegen einen Exynos 8890 von Samsung selbst, die Probleme sind bei beiden aber natürlich die gleichen, liegen sie doch in der Software begründet. (apo, 22.8.2016)