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Stephen Bannon, einst Breitbart-Chef, ist nun wichtiger Berater des künftigen US-Präsidenten Trump

Foto: AP/Moloshok/Picturedesk

Eine wütende, sich ignoriert fühlende "schweigende Mehrheit", die gegen eine korrupte Elite protestiert, dabei aber mit Hassbotschaften und Lügen operiert: Das beschreibt nicht nur einen Teil des Trump'schen Wahlkampfs, sondern auch die Bewegung "Gamergate", die vor zwei Jahren für Entsetzen in der Videospielbranche sorgte. Wie eine Analyse des "Guardian" nun offenlegt, gibt es zwischen Gamergate und Trumps Aufstieg erstaunliche Parallelen – und mit dem äußerst rechten Onlinemedium "Breitbart" einen gemeinsamen Nenner, der entscheidende Schützenhilfe leistete.

Angriffe gegen Frauen

Genau wie Breitbart den Wahlkampf Trumps nutzte, um teils rassistische Bevölkerungsschichten anzusprechen; versuchte Breitbart mit Gamergate, sexistische Leser zu binden, schreibt der "Guardian". Tatsächlich wurde aus Gamergate schnell eine Bewegung, die vor allem mit Angriffen gegen Frauen und Minderheiten Aufmerksamkeit erregte.

Die ursprünglichen Ziele der Initiative können durchaus als hehr bezeichnet werden: Gamergate trat dafür ein, Korruption in der Spiele- und Medienbranche einzudämmen und forderte mehr Transparenz. Doch binnen kurzer Zeit wurde Gamergate zu einem Vorreiter eines vermeintlichen "Kulturkampfs". Entwicklerinnen und Journalistinnen erhielten Vergewaltigungs- und Todesdrohungen, eine Welle an Hass ergoss sich über Personen wie Anita Sarkeesian und Zoe Quinn.

Hasskampagnen gegen "Ghostbusters"

Die Methodik und die Sprache, die bei Gamergate zum Einsatz kamen, fanden sich heuer auch im Trump-Wahlkampf wieder, der als logische Steigerung gesehen werden kann. Schon nach Gamergate gab es eine ganze Reihe an Shitstorms, die aus denselben dunklen Ecken des Internets gestartet wurden: beispielsweise Hasskampagnen gegen "Ghostbusters", weil in dessen Remake nur Frauen mitspielen. Oder Boykottaufrufe gegen Marvel und DC, weil deren Comics nun mehr Minderheiten und weibliche Charaktere zeigten.

"Gamergate ergibt nur Sinn, wenn man es nach Umberto Ecos Theorie des 'Urfaschismus' betrachtet", schreibt der "Guardian". Es gehe darum, "gegen Diversität und Kritiker" vorzugehen, "Taten vor das Denken" zu stellen und "Misstrauen gegen Intellektuelle und Experten" zu schüren. Es handle sich um eine Art "Faschismus, der auf Frustration und Machodenken" aufbaue. Die Medien seien darauf nicht vorbereitet gewesen – und sind es immer noch nicht. Kritiker eines künftigen US-Präsidenten Trump sollten laut dem "Guardian" allerdings das Beispiel Gamergate genau studieren, um auf künftige Kampagnen vorbereitet zu sein. (red, 2.12.2016)