Portrait von Verena Dunst.
Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ), die von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) als die "Perle des Südburgenlands" bezeichnet wird, übergibt am 21. September ihr Amt. An wen, ist noch nicht bekannt. Am Mittwoch zog sie Bilanz über das abgelaufene Landtagsjahr.
APA/ROBERT JAEGER

Man sagt ihr nach, sie habe jede Hand im Burgenland geschüttelt: Verena Dunst (SPÖ), Präsidentin des Burgenländischen Landtags. Sie wird ihr Amt bei der nächsten Landtagssitzung am 21. September übergeben. An wen? Das bleibt ein Geheimnis. Selbst die Frage, ob ihr eine Frau nachfolgen wird, bleibt unbeantwortet. Aber wie nah an der Realität es sei, dass sie wirklich jede Hand im Burgenland geschüttelt habe, beantwortet die 65-jährige Moschendorferin (Bezirk Güssing): "Ziemlich." Die Aussage lässt einen Interpretationsspielraum offen, den Landtagsdirektorin Christina Krumböck zu füllen vermag: "Mehrmals."

Krisen und Teuerung

Doch nicht wegen Geplänkels lud die Landtagspräsidentin zum Gespräch, sondern um ein letztes Mal Bilanz über das vergangene Landtagsjahr zu ziehen. Landtagsjahre im Burgenland richten sich nämlich nach dem Schulkalender. Nicht auf den Tag genau. Und die Zeit dazwischen wird auch nicht als Ferien verbracht, sondern um Arbeiten zu erledigen, für die sonst wenig Zeit bleibt. Da geht es etwa um Besuche aus befreundeten Regionen, wie demnächst aus Rheinland-Pfalz. Eine Delegation wird sich da zum Beispiel die Sozialarbeit und Sozialmärkte im Burgenland genauer ansehen. Der Rest des Landtagsjahres war von Arbeiten aus dem übergeordneten Themenbereich geprägt: Krisen und Teuerung. "Wir haben Gesetze geschaffen, die den Menschen halfen", ist Dunst überzeugt. Insgesamt wurden derer 37 abschließend behandelt.

Zwischen 1.9.2022 und 1.7.2023 gab es zwölf Landtagssitzungen, zwei Sonderlandtage, 183 Tagesordnungspunkte, zehn Fragestunden mit 49 Haupt- und 166 Zusatzfragen, vier aktuelle Stunden, 67 selbstständige Anträge, 28 Beschlussanträge, sechs Berichte des Österreichischen Rechnungshofs, fünf des Landesrechnungshofs, 896 Schülerinnen und Schüler besuchten die Landtagssitzungen, mehr als 3.000 Menschen kamen zu 129 Führungen – und irgendwo lässt sich sicher auch auftreiben, wie oft Dunst die Glocke am Präsidentinnen-Pult geläutet hat, um für Ordnung zu sorgen.

Harte Diskussionen

"Parteipolitische Diskussionen sind mitunter sehr hart", erinnert sich Dunst, "aber das kleine Burgenland macht aus, dass wenn man sich am Donnerstag im Landtag hart begegnet, man am Sonntag wieder gemeinsam ein Feuerwehrhaus eröffnet." Darum möchte sie sich auch für die Zusammenarbeit bedanken und dafür, dass es "trotz aller Diskussionen, allen 36 Abgeordneten darum geht, in schwierigen Zeiten gemeinsam Gesetze zu beschließen, die der Bevölkerung helfen".

Am 21. September wird Dunst das letzte Mal als Präsidentin eine Landtagssitzung eröffnen. Nach der Wahl der neuen Präsidentin oder des neuen Präsidenten wird sie in der ersten Reihe der SPÖ-Sitze Platz nehmen. Sie scheidet als Präsidentin aus, weil sie nun etwas ihrer Familie zurückgeben möchte, von der sie bis dato so viel genommen habe, sagt sie. Gute Ratschläge wird sie der Nachfolge keine erteilen. Und die Glocke lässt sie am Präsidiumspult. Denn dass sie aus der ersten Reihe nicht zwischenrufen werde, das mag sie nicht versprechen. "Aber ich weiß mich zu benehmen, habe nie jemanden beleidigt und werde das beibehalten", sagt die Frau, die der Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) als "die Perle des Südburgenlands" tituliert. (Guido Gluschitsch, 2.8.2023)