Vier Männer die mit Spaten Sand aus einem aufgeschütten Haufen schaufeln.
In Müllendorf fliegt wieder der Sand: Spatenstich für ein großes Lagerprojekt im Businesspark Müllendorf, mit Landesrat Leonhard Schneemann (2. von rechts).
Christian Gamsz / Landesmedienservice

Beim Spatenstich eines Auslieferungslagers eines Sanitär- und Heizungsgroßhändlers im burgenländischen Müllendorf wurde feierlich nicht nur mit den Spaten gearbeitet. Da wurden Zahlen referiert, um den Erfolg zu belegen, dass es eine Freude war. Dass so ein traditionsreiches Unternehmen "mit österreichweit fast 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Kundenstamm von rund 5.000 im Burgenland rund 1,4 Millionen Euro in ein Auslieferungslager investiert, ist ein Beweis dafür, wie positiv sich der Wirtschaftsstandort Burgenland entwickelt hat", jubilierte da Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ).

Ein Erfolg, ein Ziel

Er sprach von der Rekordbeschäftigung im Burgenland und einem "beeindruckenden Wirtschaftswachstum". Um das Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen, werde man weitere Betriebsansiedlungen vorantreiben, die das Land Burgenland kräftig unterstützten.

Das lässt sich mit Zahlen des Landes Burgenland belegen. Das Land unterstützt die Betriebsansiedlung in Müllendorf mit einer Förderung von 96.000 Euro. Die förderbaren Kosten liegen bei 1,2 Millionen Euro. Mit Erfolg. Zuletzt stachen in Müllendorf im Juni die Spaten medienwirksam in aufgeschüttete Sandhaufen. Damals war es für den Bau der Sektproduktion von Schlumberger, die 2025 hier – eh mit drei Jahren Verspätung – hochgefahren wird.

Vom Hochlager zum Flächenbau

Für die Verzögerung sorgte einmal die Corona-Krise und das andere Mal ein umstrittenes Hochlager, das am Ende aus den Plänen gestrichen wurde. Zwölf Hektar groß ist das Grundstück, das sich die Sektkellerei gesichert hat – schon im Hinblick darauf, künftig ausbauen zu können. Für den Heizungsgroßhändler werden diesmal rund 3.000 Quadratmeter Boden zubetoniert, wie die burgenländischen Grünen gegen das Projekt wettern.

Sie alterieren sich über die Bodenversiegelung in Zeiten unerträglicher Hitze und Überschwemmungen: "Die Landesregierung muss endlich das Thema Bodenschutz ernst nehmen. Wir müssen Leerstand nutzen, statt frisch Boden zu versiegeln. Lippenbekenntnisse und Beschwichtigungsformeln reichen lange nicht mehr."

Die Grünen unter Landessprecherin Regina Petrik verweisen seit Monaten auf Leerstände in Eisenstadt und dem ganzen Burgenland. Derer gäbe es genügend, "zum Beispiel die von Leykam gleich in unmittelbarer Nachbarschaft. Niemand versteht, warum Ackerfläche versiegelt wird, während gleichzeitig so viel bereits versiegelte Fläche ungenutzt ist." Und wieder einmal fordert Petrik das Leerstandsregister für das Burgenland, dessen Schaffung schon vor drei Jahren vom Land zugesagt war.

In der Mitte von überall

Ein Argument, das für den Businesspark Müllendorf spricht, ist die gute Anbindung an Autobahn und Schiene. Und die Nähe zu Wien sowie zum Exporthoffnungsmarkt Ungarn. Genau damit wirbt die Gemeinde auch auf ihrer Website. Und mit dem Versprechen, dass Müllendorf der "ideale Standort für Betriebe jeder Größe" sei, weil die Gemeinde ein verlässlicher Partner ist und es eben die "unterstützenden Förderungen des Landes Burgenland" gebe.

Der Businesspark Müllendorf gehört zu den Businessparks Burgenland, die fünf Standorte umfassen – 51 angesiedelte Unternehmen und 2.455 Quadratkilometer Gewerbeflächen gibt deren Website an (sic! Tatsächlich sind es 2,455 Quadratkilometer. Anm.). Insgesamt hat der Businesspark Müllendorf eine Fläche von 250.000 Quadratmetern, wovon noch 26.000 Quadratmeter zu vergeben sind. Angesiedelt sind bereits etwa MTH Retail, zu der Libro und Pagro gehören, Lidl und eben Schlumberger. Abseits dieses Gewerbegebiets haben noch Pet-to-Pet, Altpapierverwerter Papyrus und Quehenberger Standorte in Müllendorf, wo auch die leere Leykam steht.

Der Bürgermeister der Gemeinde, Werner Huf (SPÖ), fand, kurzfristig angefragt, keine Möglichkeit für ein Gespräch. Beim Spatenstich der Lagerhalle Schlumberger war er voll der Begeisterung – nicht nur für die Arbeit des Landes Burgenland: "Es freut uns außerordentlich, Teil einer neuen Ära für Schlumberger zu sein, von der Müllendorf maßgeblich profitieren wird", sagte er. Und versprach, das Unternehmen bestmöglich zu unterstützen. (Guido Gluschitsch, 22.8.2023)