Die SPÖ hat ihrer neuen Wahlkommission die Latte nicht hoch gelegt. Deren Leiter Mirza Buljubasic ist beim roten Parteitag dafür verantwortlich, dass – anders als bei der Wahl zwischen Hans Peter Doskozil und Andreas Babler – diesmal gleich das richtige Ergebnis verkündet wird.

Der 33-jährige Jurist steht in dieser unter normalen Umständen kaum beachteten Funktion nun unter besonderer öffentlicher Beobachtung. Und das nach einer Phase größter Privatheit: Buljubasic hat am Tag vor dem Parteitag seinen Papamonat beendet.

Mirza Buljubasic
Mirza Buljubasic leitet die SPÖ-Wahlkommission, die es besser machen soll.
SPÖ

Genauigkeit und Jus-Studium

Buljubasic sagt, er fühle sich keinem der diversen roten Lager zugehörig. Er arbeitet im Büro des niederösterreichischen Landesrats und Doskozil-Freunds Sven Hergovich, zählt aber aufgrund seiner Vergangenheit als Chef der Sozialistischen Jugend im größten Bundesland zumindest in der Außenwahrnehmung zu den Parteilinken. Vor allem aber hat Buljubasic kein politisches Amt inne.

Er erzählt, dass er sich nach dem Auszählungsdesaster im Mai aktiv um einen Sitz in der nächsten Wahlkommission bemüht habe. Seine Genauigkeit und die rechtswissenschaftliche Ausbildung würden dem Prozess nach der Katastrophe von Linz zugutekommen, glaubt der Niederösterreicher.

Genderstern- und Sturm-Fan

Die Kenntnis der Juristerei schließt allerdings den gezielten Regelbruch nicht aus: Aus Protest gegen das Gendersternverbot in der niederösterreichischen Verwaltung verwendet Buljubasic diese Form der geschlechtergerechten Sprache in seiner amtlichen Korrespondenz – bisher konsequenzlos.

Buljubasics Eltern flohen 1992 mit ihm aus Bosnien, verbrachten einige Tage im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, bis sie in der kleinen Gemeinde Wolfsbach im Bezirk Amstetten landeten. Die politischen Diskussionen in seinem jugendlichen Freundeskreis drehten sich um Schwarz-Blau, zur Sozialistischen Jugend fand er über deren Profil auf der damals angesagten Partyplattform Szene1.at.

Seinem Fußballklub Sturm Graz folgt der selbsternannte Hardcore-Fan auch zu Auswärtsspielen, die weiteste Reise führte ihn bis ins russische Kasan. Seine Aufgabe beim Parteitag ordnet er deshalb auch mit einem Zitat des legendären Sturm-Trainers Ivica Osim ein: "Fußball ist sehr leicht, und alles, was leicht ist, ist auch schwer." Das gilt wohl auch fürs Stimmenzählen. (Sebastian Fellner, 11.11.2023)