"Niki" Kowall war für drei Tage Anwärter auf den Chefposten in der Partei. Seine Kandidatur für das Parlament soll von einem längeren Atem getragen sein.
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Der 21. März ist der Tag des Nikolaus Kowall. Vor exakt einem Jahr hat er bereits Schlagzeilen gemacht, und das soll nun wieder gelingen. Im Café Stein verkündete 41-Jährige am Donnerstag, bei der kommenden Wahl für den Nationalrat zu kandidieren.

Kowall ist in der SPÖ nur ein kleiner Funktionär aus dem Wiener Bezirk Alsergrund, aber dennoch nicht irgendwer. Als Wortführer der establishmentkritischen Sektion 8 hat sich der gebürtige Niederösterreicher den Ruf des Parteirebellen erarbeitet. Ein Coup gelang ihm mit einer Kampagne, die in die Verbannung von Glücksspielautomaten aus Wien mündete. Nicht weniger Aufsehen erregte er mit jener Aktion, deren Jahrestag er nun begeht. "Andreas Babler hat die Wahl zum Parteichef gewonnen", sagt Kowall, "aber die Tür eingetreten habe ich."

Damals war der Machtkampf in der SPÖ auf ein Duell zwischen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil hinausgelaufen. Kowall hielt beide für nicht geeignet und kündigte seine eigenes Antreten an. Als die Partei in der Folge die Mitgliederbefragung für beliebig viele Bewerberinnen und Bewerber freigab, rang sich auch Babler durch. Kowall zog zugunsten des politisch ähnlich gepolten, aber chancenreicheren Kandidaten zurück. Der Rest ist Geschichte.

Kowall zum Mieten

Nun versucht sich der studierte Ökonom eine Etage tiefer. Roter Spitzenkandidat im Regionalwahlkreis Innen West ist er schon einmal, doch das garantiert für nichts. Um dort ein Grundmandat für den Einzug ins Parlament zu ergattern, müsste die SPÖ laut seiner eigener Rechnung 35 Prozent schaffen. Bei der Wahl 2019 reichte es mit 19 Prozent nur für den dritten Platz hinter den Grünen (32 Prozent) und der ÖVP (22 Prozent). Der letzte Sozialdemokrat, der die Hürde nahm, war 1995 der spätere Minister Caspar Einem, ein Held der Linken.

Deshalb hat Kowall auch einen Plan B, die sogenannte Landesliste. Dort steht er erst einmal an aussichtsloser 20. Stelle. Mit genügend Vorzugsstimmen würde er aber nach vorne gereiht. Laut Wahlarithmetik müssten es wohl etwa 25.000 sein – auch das ein Riesenhindernis. Die dafür nötige Kampagne soll dank Spenden und freiwilligen Aktivisten ins Laufen kommen.

Was er anzubieten hat? Für eine Politik "ohne Brett vor dem Kopf" will Kowall kämpfen – so etwa für eine Erleichterung von Einbürgerungen, damit nicht weiterhin einem Drittel der Wiener Bevölkerung das Wahlrecht vorenthalten werde. In größerem Maßstab liegt ihm abgesehen von Paradethemen wie der Vermögenssteuer die ökologische Transformation der Industrie am Herzen. Wer das alles genauer wissen will, kann den Parlamentsanwärter über die Homepage der SPÖ Alsergrund mieten: Finden zumindest zehn Personen zusammen, kommt Kowall nach Hause zum Diskutieren. (Gerald John, 21.3.2024)